random repeat refine
Ein Schnitt in ein Blatt Papier, hunderte Male wiederholt; zehn, zwanzig, dreißig Kopien desselben Motivs; Baumaterial, dessen Struktur zerlegt und neu zusammengesetzt wird — durch solch minimale und reproduktive Vorgehensweisen lösen die Künstlerinnen Cécile Dupaquier, Marie Rief und Fiene Scharp ihr jeweiliges Material aus seiner Zweckmäßigkeit heraus und befragen es in einem kreativen Prozess: Was ist sein vorgese- henes und was sein mögliches Wesen? Welche Identität hat eine Kopie, welche Einzigartigkeit eine Wiederholung? Wo endet der Zufall und wo beginnt die künstlerische Geste? Wann wird der Umstand zum Gegenstand? Wie wird aus Material Kunst?
Dupaquier, Rief und Scharp zeigen, dass im Grunde bereits alles vorhan- den oder angelegt ist: Material, Möglichkeiten, Methoden. Die Künst- lerinnen erforschen den Werkstoff, erproben ihn über seine technisch- industrielle Funktion hinaus, entführen ihn aus der Werkstatt, aus dem Büro oder aus dem Labor — ins Atelier. Dabei gehen sie von Rohstoffen aus, die einen reproduktiven Charakter haben: Standardmaterial aus dem Baumarkt, das nach Normen und Richtlinien hergestellt wird; mathema- tische Papiere mit industrieller Rasterung; mehrere Laserkopien von ein und derselben Fläche.
Jede der drei Künstlerinnen dekonstruiert das Material auf ihre Weise. Durch eine händisch vorgenommene Störung (z.B. Schnitt, Schliff, Kopie) wird aus dem konkreten Gegenstand zunächst ein vages Etwas, das von nun an neue Fragen aufwirft. Die wiederholte oder raffinierte Störung entwickelt sich im Laufe der Auseinandersetzung mit dem Material und seiner Bearbeitung zu einer künstlerischen Geste und setzt eine Transfor- mation in Gang. Das Vage ist auf einmal abstrakt, und selbst der Zufall ist einer Idee zugetan.